Früh am Morgen über den Dächern von Istanbul: die orangene Morgensonne erhebt sich über dem Topkapi-Palast. Byzanz, Konstantinopel und schließlich Istanbul - die Weltstadt zwischen Orient und Okzident hat in ihrer 2600-jährigen Geschichte viel Glanz und Elend durchlebt. Heute ist sie Zentrum für Kultur, Handel und Finanzen zwischen Europa und Asien - eine pulsierende Großstadt am Bosporus. Istanbul ist das Nadelöhr zwischen dem Schwarzen Meer und dem Marmarameer; dementsprechend ist bereits am frühen Morgen ein reges Treiben von Fähren und Frachtkähnen zu beobachten und große Kreuzfahrtschiffe lassen vor dem Ablegen am Kai ihr Schiffshorn weithin schallen. Auf beiden Seiten des Flusses erstreckt sich das Häusermeer der knapp 15 Millionen Einwohner-Metropole, die sich am besten vom historischen Galata Turm überblicken lässt. Nach einer Stärkung mit türkischem Apfeltee und einem Sesamkringel geht es zum Gewürzmarkt (Ägyptischen Bazar). In der Luft liegt der Geruch von Kardamon und Zimt. Die geschäftigen Händler bieten Trockenfrüchte, Tees und Gewürze aus aller Welt an. Auf den Basaren der Stadt gibt es neben Gewürzen auch bunte Tücher, orientalische Lampen und allerlei Plagiate zu erstehen. Der "Grand Bazar" ist mit seinem Netzwerk an überfüllten Einkaufspassagen das Handelszentrum schlechthin - Kleidung von Tommy Hilfiger, Ledergürtel von Hugo Boss oder Schuhe von Lacoste zum scheinbaren Schnäppchenpreis. Wer den zum Teil recht aufdringlichen Händlern und auch der deutschen Zollfahndung bei der Heimreise entgehen möchte, investiert sein Geld besser in den verträumten Mokka- und Teestuben oder bei bestem türkischen Essen. Ein Stückchen Baklava zu genießen oder in den zahlreichen Gassen der Innenstadt gutes türkisches Essen wie Gözleme, Pide oder eine Fischplatte gereicht zu bekommen ist ein wahre Gaumenfreude. Istanbul bietet aufgrund seiner langen Historie viel Sehenswertes. Die historischen Bauwerke Blaue Moschee, Topkapi-Palast und Hagia Sophia sind bedeutende Überbleibsel aus der tausende Jahre alten Geschichte der Stadt und allesamt um den Sultanahmet-Park gelegen. Er ist der vielleicht schönste Platz Istanbuls. Sicher jedoch der historisch bedeutendste der alten Kaiser- und Sultanstadt. Der Stadtteil, benannt nach Ahmet I., der als Sultan von 1603 bis 1617 über das Osmanische Reich herrschte, gilt als eines der beliebtesten Ausflugsziele für Touristen aus aller Welt. Von den 5 Minaretten der blauen Moschee ruft der Muezin die Moslems zum Gebet auf. Nachdem sich die Frauen verschleiert und alle die Schuhe ausgezogen haben, lässt sich das Innere des monumentalen Bauwerks bestaunen. Im Gegensatz zu den mit Bildern geschmückten christlichen Kirchen, sind die Wände mit hübsch bemalten Fliesen versehen und mit Mosaiken verziert. In ihrer vollen Pracht zeigt sich die Schönheit wenn das Sonnenlicht durch die Fenster in das Innere der Moschee fällt. Als Glanzzeit der osmanischen Architektur gilt gemeinhin das 16. Jahrhundert. Hier fällt die Expansionszeit des Reiches unter Süleyman dem Prächtigen mit dem Wirken des Architektengenies Sinan zusammen. Während in den vorigen Jahrhunderten, gerade im 14., noch viel experimentiert wurde, gilt das 16. Jahrhundert als die klassische Epoche osmanischer Architektur. Grundelement der klassischen osmanischen Moschee ist ein kubusförmiger Gebetsraum, dem eine Kuppel aufgesetzt ist. Dem Eingang vorgebaut ist ein Portikus, mit mehreren leicht gespitzten Bögen, und mit der gleichen Anzahl kleinerer Kuppeln überdacht. Links des Portikus findet sich das Minarett, das in der osmanischen Variante – anders als im Arabischen oder Persischen Raum – stets ein schlankes, hohes "Bleistiftminarett" ist. Nur die Sultansmoscheen weisen zwei oder mehrere Minarette auf. Das Innere der Kuppel und anderer Flächen im Inneren sind oft mit abstrakten, geometrischen Verzierungen bemalt, selten aber flächendeckend. Ein Gebäude, dem man die Geschichte der Stadt wahrlich ansieht, ist die Hagia Sophia. Zunächst als Krönungskirche Byzantinischer Kaiser 537 erbaut, war sie zwischen 1054-1453 sowohl orthodoxes als auch katholisches Gotteshaus. Nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen im Jahr 1453 wurden christliche Insignien, Inneneinrichtung, Dekorationen und Glocken der Hagia Sophia entfernt oder durch Putz verdeckt. Um eine Zerstörung Konstantinopels zu verhindern, hatte Sultan Mehmed II. die freiwillige Übergabe durch Übereinkunft angestrebt, doch eine Kapitulationsaufforderung an Kaiser Konstantin XI. war ohne Erfolg geblieben, so dass die Stadt durch Gewalt erobert wurde. Als die Stadt am 29. Mai 1453 fiel, wurde die Kirche von den Stürmern geplündert und das in die Hagia Sophia geflüchtete Volk teils geschändet, teils getötet und größtenteils versklavt. In den darauffolgenden Jahren wurde die Transformation abgeschlossen. Glocken, Altar und die liturgische Ausstattung wurden zerstört oder verschleppt, christliche Insignien wurden durch muslimische ersetzt, die Ikonen entfernt, die Kreuze gegen den Halbmond ausgetauscht. Der äußere Eindruck der Kirche wurde vor allem dadurch verändert, dass bereits 1453 ein Minarett an den Flanken der Kirche erbaut wurde. Zwei weitere kamen in den folgenden Jahrzehnten hinzu, die beiden ältesten wurden 1573 abgebrochen und durch neue ersetzt, so dass das Gebäude heute von vier Minaretten umgeben ist. Heute ist das geschichtsträchtige Gebäude ein beeindruckendes Museum und spiegelt das Aufeinandertreffen der Kulturen und Religionen in Istanbul wieder. Westlich der Hagia Sophia, unterhalb des Sultanahmet-Parks gelangt man in eine andere Welt, in einen "versunkenen Palast" unter der Erde. Die Cisterna Basilica (auch Yerebatan-Zisterne genannt) ist eine spätantike Zisterne in Istanbul. Die großzügigen unterirdischen Hallen sind eine der beliebtesten Zielen unter Touristen. Ursprünglich soll die Zisterne von Kaiser Konstantin in Auftrag gegeben worden sein. Ihr Aussehen und ihre Größe verdankt die 138 Meter lange und 65 Meter breite Zisterne jedoch Kaiser Justinian. Dieser ließ die Zisterne zwischen 532 und etwa 542 als Wasserspeicher für den Großen Palast, dem Sitz der byzantinischen Kaiser im damaligen Konstantinopel, anlegen. Darüber befand sich eine große Basilika, daher wird die Zisterne auch cisterna basilica genannt. Insgesamt 336 Säulen tragen das Gewölbe. Jede von ihnen ist acht Meter hoch und zum Teil aufwendig verziert. Besonderes Highlight der Yerebatan Sarnici sind die steinernen Medusenhäupter, die als Sockel zweier Säulen dienen. Diese umgedrehten Skulpturen haben durch das Wasser eine grünliche Farbe angenommen, was sie noch furchteinflößender macht. Wer etwas Abwechslung von so vielen Besichtigungen sucht, für den bietet Istanbul zudem tolle Alternativen. Für kulturell Interessierte wird in den Theatern der Stadt die Historie gekonnt in Szene gesetzt. Im Gülhane Park findet sich für die müden Knochen ein ruhiges Plätzchen in der grünen Lunge der Stadt. Und wer eine Auszeit vom lärmenden Autoverkehr braucht, der lässt sich mit der Fähre zu den - im Mamarameer vorgelagerten - Prinzeninseln bringen um dort - ganz frei von Autos - via Pferdekutsche oder mit dem Rad, eine der kleinen Inseln zu erkunden. Die beiden Fotografen und Autoren des Beitrags sind sich einig: Ein Tag in Istanbul ist eine perfekte Mischung aus kulinarischem und kulturellem Erlebnis - eine Stadt-Reise für alle Sinne.
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