"Ach, diese ewig grünen Bäume, warum können sie nicht einmal blau sein…" Gotthold Ephraim Lessing (1729 - 1781) deutscher Schriftsteller, Kritiker und Philosoph der Aufklärung In zahllosen Sprichworten und Aphorismen haben sich die Dichter und Denker unserer Zeit den Wäldern gewidmet. Kein Wunder, ist der Wald doch ein Ort der all unsere Sinne besonders anspricht. Vom Rascheln der Blätter und Singen der Vögel, dem Geruch von Holz und Pilzen oder den Farben des Laubes von zartem Frühjahrsgrün bis zum goldenen Herbstrot streichelt er unsere Seele. Lessings Forderung nach mehr Farbenpracht im Wald ist ein interessanter Wunsch und man mag hoffen, dass er auch ohne blaue Bäume den Wald mit staunenden Augen genießen konnte. Hätte er gewusst, dass es einen Ort auf dieser Welt gibt, der seiner Wunschvorstellung schon sehr nahe kommt, so wäre anstatt seines lapidaren Satzes sicherlich ein zauberhaftes Gedicht gestanden. Er hätte den Hallerbos thematisieren müssen. Dieser kleine Buchenwald, mit seinem klingenden Namen, liegt im Herzen Belgiens nahe dem flämischen Halle und ist gerade einmal eine halbe Stunde Autofahrt von der Landeshauptstadt Brüssel entfernt. Im Frühling, zur Zeit wenn auch die Buchen ihr junges Laub austreiben, recken dort rieisge Teppiche von Hasenglöckchen ihre Blütenkelche zum Himmel und verwandeln beinahe den ganzen Wald (Fläche von ca. 550 ha) in ein blaues Blütenmeer. Gerade mit etwas Sonnenlicht der auf- oder untergehenden Sonne entstehen überall zauberhafte Licht- und Farbspiele, die jedoch genauso schnell wieder vergehen, wie sie gekommen sind. Es ist also ein wenig Eile gefragt um den Moment auf den Sensor zu bannen. Ein besonders schöner Moment war z.B. ein einzelnder Lichtstrahl, welcher sich Abends kurz vor Sonnenuntergang seinen Weg zwischen den dicken Stämmen der Buchen gesucht hat und dabei genau einen, der immer wieder zwischen den Hasenglöckchen wachsenden Farne ansschien. Keine halbe Minute, nachdem das Bild gemacht war, stand der Farn auch schon wieder im Dunkel und die ganze Magie war verflogen. Wie schon anfangs geschrieben, der Wald inspirierte die Menschen seit je her, und der Hallerbos ist ein Wald, welcher einen Fotografen ganz besonders inspirieren kann. Abstraktere Bilder bieten sich förmlich an und der Blick auf das Kameradisplay mündet oft in genüsslichem Staunen über die blau-grüne Farbexplosion und macht Lust auf mehr Spielereien. Zu guter Letzt sind auch die Hasenglöckchen selber es wert im Detail betrachtet zu werden. Ein Macro- oder macrofähiges Objektiv ist daher Pflichtprogramm im Fotorucksack. Wer genau hinsieht und sucht, der kann an manchen Stellen sogar "Albinos" finden. Wer mehr als einen Tag im Hallerbos verbringt, der wird mit abwechslungsreichen Bildern belohnt und so durfte ich einige besondere Momente in seinem Schatten erleben. Nach etlichen Stunden in denen ich vor, neben, unter oder über blauen Blumen gekniet bin kam dann am Ende doch kurzzeitig der Gedanke: "Ach, diese ewig blauen Blumen, warum können sie nicht einmal rot sein…"
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