Die Seealpe auf 1280m ist schnell erreicht, was für uns ein weiterer guter Grund ist, an diesem Punkt den gängigen Weg über das Edmund-Probst-Haus gegen den Aufstieg über das Rubihorn (1957m) und den Oberen Geisalpsee zu ersetzen. Wir hatten zwar eine gemütliche Wanderung mit viel Erholungsfaktor im Sinn, aber der Klettersteig verspricht gewiss spannender zu werden als der klassische Weg.
Serpentine für Serpentine schlängeln wir uns den steilen Hang hinauf. "Na Ihr habts ja nen großen Rucksack doabei, doa habts ja noch was Größeres vor!" Schon das dritte Wandererpaar kommt uns vom Rubihorn entgegen und die Reaktion auf unsere großen Tourenrucksäcke ist immer die Selbe: so richtig beneidet uns niemand. Naja wieso schleppen wir auch das Zelt und Schlafsachen sowie die schwere Kamera und Essen für das Wochenende diesen Berg hinauf? Eine klare Antwort auf die Frage findet mein Kopf in jenem Moment nicht, wo der Schweiß unter einer sengenden Sonne von der Stirn rinnt und die Waden langsam heiß laufen. Im Tal hatte die Entscheidung mit Zelt zu laufen noch Sinn gemacht und wir sind uns auch jetzt noch sicher, dass sich die Mühe für die Quälerei lohnen wird.
Endlich erreichen wir den Grat des Rubihorns und legen eine verdiente Brotzeit ein. Wieso kamen uns eigentlich so viele Wanderer entgegen und wieso gehen alle wieder den selben Weg zurück? Ist der Klettersteig wirklich so schwer zu passieren? Für uns kommt eine Umkehr jedenfalls nicht in Betracht, denn umkehren können wir schließlich immer noch, wenn es denn wirklich nötig werden sollte.

Unser Zelt steht sicher mit Blick über die Allgäuer Alpen und der Mond beginnt bereits die umliegenden Gipfel anzuscheinen. Wir haben alle Vorräte vor das Zelt verfrachtet und freuen uns wie Kinder über unser Abendessen unter dem Vollmond. Wann macht man das schon einmal im getakteten Alltagsleben, sein Abendbrot nur im Licht des Mondes zu essen? Eigentlich müsste man das viel öfters machen, wenn das einfache Essen aus etwas Brot, Käse, Wurst und Trockenfrüchten dann immer so gut schmeckt wie ein üppiges Feiertagmahl.