Oftmals kommt es ganz anders als geplant. Ursprünglich war ich zum Federsee aufgebrochen um dort Bartmeisen zu fotografieren. Der See im Herzen Oberschwabens ist der zweit größte See in Baden-Württemberg und ein Eldorado für Vögel aller Art. Er ist umgeben von einer einzigartigen Moor- und Riedlandschaft, die Lebensraum und Heimat für seltene Vögel wie den Gänsesäger, die Rohrdommel und besagte Bartmeise ist. Ein gut ausgebauter Steg erlaubt es den Besuchern durch das hohe Riedgrass bis an das Ufer des Sees zu gelangen. Als ich am Morgen am Besucherparkplatz ankomme, ist die Sonne gerade am aufgehen. Eigentlich bin ich ungewöhnlich spät vor Ort, denn normalerweiße nutze ich die Stunde vor Sonnenaufgang bereits zum Fotografieren. Doch die Bartmeisen sind Langschläfer und so habe auch ich mich entschlossen, eine Stunde länger zu schlafen als sonst. Ich bin noch keine 100 Meter dem Steg gefolgt, da sehe ich bereits eine Ricke mit ihrem Kitz durch das Ried ziehen. Die beiden sind nahe am Steg am Äßen und in brauchbarer Fotodistanz. Die wenige Minuten alte Morgensonne steht in meinem Rücken und verwandelt die Landschaft in ein rot leuchtendes Meer aus Gräsern und Halmen. Ich entschließe mich, den 1.4 Telekonverter zu nutzen, da das Licht bereits ausreichend hell ist und die Nikon D750 sowohl von ihrer Iso-Performance als auch dem Autofokus gut mit der Situation klar kommt. Die Schwierigkeit stellt in dieser Situation das hohe Gras dar, hinter dem die Tiere zum Teil vollständig verschwinden. Nach kurzer Zeit merke ich, dass die Tiere auf ihrem Weg einem kleinen Graben folgen, der parallel zum Steg verläuft. Damit ist der weitere Verlauf ihres Morgenspaziergangs unschwer vorhersagbar. Schnell, aber ruhig laufe ich den Steg entlang bis ich einige Meter Vorsprung vor den Rehen habe und stelle den Fokus bereits auf eine lichte Stelle ein, an welcher die Rehe kurz darauf vorbei ziehen. Für rund 10 Minuten kann ich die beiden Tiere auf diese Weise ungestört beobachten und begleiten. Vermutlich wissen sie, dass die Spezies Mensch, die den Steg betritt, diesen nicht verlassen kann und damit keine Gefahr für sie darstellt. Als die beiden Rehe schließlich im hohen Schilf verschwinden, ist es Zeit sich noch dem eigentlichen Ziel der Reise - nämlich den Bartmeisen (Panurus biarmicus) - zu widmen. Die ca. 15 cm großen Meisen sind in Deutschland mit geschätzt 1400-2700 Brutpaaren heimisch und bewohnen große Schilfflächen. Primär auf das adulte Männchen haben es die Fotografen, die sich hier am Federsee zum Teil in zweistelliger Zahl einfinden, abgesehen. Am hellen blaugrauen Kopf trägt es einen langen schwarzen Bart, was es unverwechselbar macht. Die adulten Weibchen sehen unscheinbarer aus und haben einen beigebraunen Kopf ohne schwarzen Bart. Zum Fotografieren platziert man sich am besten an einer von zwei Schneisen, die der NABU als Zugang zu zwei Ansitzhütten in das Schilf gelegt hat. Hier fliegen die Vögel primär am Vormittag vorbei um Sand aufzunehmen (ebenfalls vom NABU dort ausgestreut), die der Verdauung helfen. Die Kunst besteht dann darin, einen der fotogenen Vögel in einer schönen Position zu erwischen.
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Mit Stolz kann ich verkünden, dass in der aktuellen CHIP FOTO-VIDEO (Ausgabe 12/2015) vier Seiten des Magazins eine Selektion meiner Neuseelandbilder zeigen (Auflage mehr als 40 000). Ich wünsche allen Lesern viel Freude beim Lesen!
Eigentlich hatte ich von der diesjährigen Pilzsaison nicht viel erwartet. Das trockene und lang anhaltend warme Wetter hat die "Schwammerl" nicht so zahlreich, wie sonst üblich, aus der Erde hervorlocken können. Als mich Reinhold, ein befreundeter Naturfotograf, fragt ob ich mit ihm ein paar Pilze fotografieren möchte, bin ich zunächst skeptisch ob sich das wirklich lohnen würde. Nachdem seine Naturkenntniss und vor allem sein Wissen über Pilze sehr umfangreich ist, ist mir allerdings klar, dass es auf der gemeinsamen Tour durch den Herbstwald auf jeden Fall viel zu Lernen geben wird. Kurz darauf finde ich mich in Outdoorbekleidung und mit voll bepacktem Fotorucksack auch schon über den ersten Pilzen knien. Der Blick durch den Sucher lässt mich wieder einmal staunen. Es ist beachtlich was die Natur an Pilz-Skurrilitäten aus dem Boden getrieben hat! Reinholds Naturfotos finder Ihr übrigends unter der folgenden Adresse. Vorbeischauen lohnt sich: http://grayling.myjourneys.de
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