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Der Neuntöter

11/5/2013

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Heute möchte ich euch einen kleinen Vogel mit recht martialisch klingendem Namen vorstellen - den Neuntöter. Seinen Namen hat dieser Vogel aufgrund des Beuteverhaltens erhalten, bei dem er gefangene Beute auf Dornen oder spitze Zweige aufspießt. Das dient gelegentlich der Zerkleinerung von Beute, öfters jedoch der Vorratshaltung bei der er sich Vorräte für Tage mit schlechter Witterung oder den kalten Morgenstunden anlegt in denen er keine frische Beute findet. 

Zu seiner Nahrung gehören vorwiegend Insekten wie Libellen, Wespen und Käfer aber auch Eidechsen oder Wirbeltiere wie kleine Vögel. Sogar Mäuse werden gelegentlich erbeutet. Von einer Sitzwarte aus lauert der Neuntöter Beutetieren auf dem Boden auf, welche dann im kurzen geradlinigen Zielflug angegriffen werden. Auch weitere Jagdtechniken kommen zum Einsatz wie z.B. die Flugjagd in der versucht wird die Beute durch gezielten Anflug aus der Bahn zu werfen und dann zu ergreifen. Kleinvögel oder Heuschrecken werden zuweilen auf einer Art Pirschjagd gefangen, wobei der Vogel sich in kleinen Etappen annähert und sich desinteressiert gibt, um dann überraschend zuzuschlagen. Mancher Neuntöter betätigt sich bei Gelegnheit auch als Nesträuber. Seinem Namen wird er also mehr als gerecht.

Ein Neuntötermännchen konnte ich dabei verfolgen wie er mit kräftigen kurzen Flügelschlägen eine Schnake aus der Luft schnappte. Anschließend wurden die offensichtlich nicht schmeckenden Flügel und Beine der Beute weggezupft, bevor das Insekt gefressen wurde. 
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Neuntötermännchen mit Beute im Schnabel
Der Neuntöter ist von Nord-Spanien und West-Europa bis nach Kasachstan verbreitet. Das Areal in Mitteleuropa umfasst das Tiefland und Tallandschaften bis hin zu vereinzelten subalpinen Regionen. Sein Nest baut der Neuntöter gewöhnlich einen bis zwei Meter über dem Boden in dichtem Dornengebüsch, Sträuchern oder kleinen Bäumen. Anfang Mai bis Ende Juni legt das Weibchen fünf bis sechs variabel gefärbte und gefleckte Eier, die 14 bis 16 Tage bebrütet werden. Es schließt sich eine 13 bis 15-tägige Nestlingsphase an, gefolgt von einer 26 bis 38 Tage dauernden Führungsperiode. Nach Beendigung des Brutgeschäfts verlässt der Neuntöter meist schon im August sein Brutgebiet, um das Winterhalbjahr im tropischen Afrika zu verbringen.

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Verbreitung und Zugraum des Neuntöters (Bildquelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Neuntöter)

In den 70er und 80er Jahren wurde der Vogel durch zunehmende Lebensraumveränderungen und dem Verlust an geeigneten Brutmöglichkeiten leider immer seltener. Ursache war wie so oft die sukzessive Aufräumung der Landschaften mit planmäßiger Flurbereinigung. Nachdem der Neuntöter reich strukturierte Landschaften mit ausgedehnten Busch- und Heckenbeständen besiedelt, fiel somit immer mehr Lebensraum weg so das er schließlich auf der Roten Liste landete. 1985 wurde der Neuntöter dann zum Vogel des Jahres gewählt was ihm eine Welle von Aktivitäten zum Schutz einbrachte und dazu führte, dass sich die Bestände inzwischen sogar wieder soweit erholen konnten, dass er seit 2002 von der Liste gefährdeter Brutvogelarten gestrichen wurde. Für den aus der selben Familie stammenden Schwarzstirnwürger kamen die Schutzmaßnahmen jedoch zu spät - er ist seit 1978 in Deutschland ausgestorben.  
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Neuntöterweibchen auf Sitzwarte
Um den Bestand langfristig zu stabilisieren ist der Erhalt seines Lebensraumes absolut notwendig, also vor allem der Erhalt und die Entwicklung reich strukturierter Heckenlandschaften. Nur in Gebieten die Lebensraum für Insekten und andere Kleintiere sein können findet der Neuntöter ausreichend Nahrung, weshalb eine Verringerung des Einsatzes von Insektiziden, Herbiziden und Düngemitteln in der Kulturlandschaft auch direkt dem Neuntöter zugute kommt.

So konnte ich das fotografierte Neuntöterpärchen ganz konkret auf einem schmalen Streifen zwischen bewirtschafteten Feldern finden, der im Gegensatz zu den umliegenden Äckern jedoch ungenutzt ist mit einer langen Hecke, hohem Gras und ungemähter Wiese. Hier finden Vögel wie der Neuntöter noch Raum zum Überleben. Der Produktionseffizienz steht eine solche Landgestalltung sicherlich entgegen, aber was ist der Preis den wir zahlen, wenn künftige Generationen dieses und viele weitere faszinierende Tiere nicht mehr erleben könnten, nur weil wir nach einer immer schnelleren Welt gieren?     

1 Comment
Marcus Sheppard link
20/5/2022 12:43:16 pm

Great readingg your post

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